Junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen oder noch keine genauen Vorstellungen von ihrem künftigen Arbeitsleben haben, sollten mit Zeitarbeit beginnen. „Wer diese Lehrjahre durchlebt, dem kann später im Arbeitsleben nichts passieren“, ist Edelgard Wollny überzeugt.
Die 81-jährige Gründerin und Geschäftsführerin der Wollny Personal GmbH berichtete beim Clubabend von ihrer mehr als 30-jährigen Erfahrung als Personalvermittlerin vor allem im Gewerbe, Büro und technischen Dienstleistungen: „Gerade im Handwerk gibt es je nach Chef viele „Richtigs“ etwa bei der Elektroinstallation. Wer Vorerfahrungen aus seiner Zeit als Zeitarbeiter in unterschiedlichen Unternehmen mitbringt, ist später im Umgang mit seinen Chefs klar im Vorteil.“
1991 hat sie – nach Festanstellungen in anderen Zeitarbeitsunternehmen – das Familienunternehmen Wollny Personal GmbH gegründet und es im Zeitarbeitsmarkt der Region Hannover auch gegen große und bekannte Namen fest etabliert. Ihre Maxime bis heute: an sich selbst glauben und nur bedingt auf andere hören, Durhaltevermögen entwickeln und bei Niederlagen eine kurze Auszeit nehmen, um danach wieder neu zu starten.
Ein weiterer Aspekt ist zudem der gelungene Mix aus unternehmerischem Können und Wollen und sozialem Engagement. So ist das das Unternehmen Mitglied im Freiwilligenzentrum Hannover und Sponsor von FinV (Frauen in Verantwortung), sie selbst im Landesfrauenrat Niedersachsen.
Als Unternehmerin, die einen hohen Anspruch an Effektivität und Zuverlässigkeit in allen Fragen der Personalvermittlung und Zeitarbeit vertritt und weiß, welche Bedeutung die Zufriedenheit ihrer Kunden auch für ihr Unternehmen hat, ist ihr klar: „Die Wirtschaft braucht Flüchtlinge. Wenn sie technische Qualifikationen mitbringen, die gebraucht werden, sollen sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.“
Ob Schweißer, Dreher oder Schlosser: Viele Handwerksbereiche brauchen saisonal immer wieder Fachkräfte – und finden sie auch unter den 23 Flüchtlingen und weiteren rund 10 Fachkräften aus europäischen Staaten und Russland. Die Sprache sei da selten ein Problem. „Als ich eine Fachkraft für die Bedienung einer industriellen Blechschere gesucht habe, habe ich Bilder aus dem Internet dazu aufgerufen. Ich konnte dann in seinen Augen sehen, dass er die Maschine kennt und habe ihn vermittelt.“ Einige ihrer Mitarbeiter haben zudem Sprachkenntnisse, die den Erstkontakt mit Flüchtlingen erleichtern. Mehrsprachigkeit ist für sie eine besondere Qualifikation. „Ich ermuntere meine Beschäftigten, zu Hause den Kindern ihre Herkunftssprachen in Wort und Schrift zu vermitteln.“
Kommentar
Am 12. November 2019 hat der Niedersächsische Städtetag in einer Pressemitteilung geschrieben: „Die heutige Bürgermeisterkonferenz hat sich eindeutig und unmissverständlich hinter den frisch gewählten Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover gestellt“, so der Geschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, Dirk-Ulrich Mende: „Die Religion oder die Abstammung eines Bewerbers für das Amt des Oberbürgermeisters kann und darf keine Bedeutung haben. Bei den Bürgerinnen und Bürgern von Hannover hat das auch keine Rolle gespielt. Das jetzt von außen – von Minderheiten – sozialer Unfriede organisiert wird, kann und wird nicht hingenommen werden.“
Es ist wunderbar, wenn es unter diesen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Menschen wie Edelgard Wollny gibt, die einen selbstverständlich-humanistischen Kompass haben und diesen auch leben. Dieser Clubabend hat über den fachlichen Austausch mit Wollny eine besondere Botschaft für das soziale Klima vermittelt. Danke dafür.
Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher und Thomas Borcholte