Ein tiefer Blick in die Vergangenheit

Referent

„Zukunft braucht Herkunft“ stellte einst Landtagspräsident a.D. Jürgen Gansäuer fest. Wie weit der Blick in die Vergangenheit reichen kann, machte Kuratorin Dr. Babette Ludowici  der Besuchergruppe des Presse Club Hannover am 10. Dezember 2013 im Landesmuseum deutlich. Sie führte überaus interessant in die Ausstellung „Der Goldene Schnitt“ ein.

Die Ausstellung im Landesmuseum zeigt Ausgrabungen auf der Trasse der Nordeuropäischen Erdgas-Leitung (NEL), auch spöttisch „Schröder-Putin-Pipeline“ genannt. Auf dem 220 km langen Teilabschnitt in Niedersachsen wurden 159 bisher weitgehend unbekannte Siedlungen und Gräberfelder entdeckt. Sie gestatten tiefe Einblicke in unsere Geschichte, wenn es auch ca. zehn Jahre dauern wird,  bis die letzten Einzelheiten erforscht sind.

Die Forschung hat hier das Spannungsfeld zwischen ökologischer Versorgung und archäologischem Interesse zu berücksichtigen, was die Arbeit auf Niedersachsens größter Baustelle mit einem Investitionsvolumen  von rund einer Milliarde Euro nicht leichter macht.

Die kurzweilige Gestaltung der Ausstellung lässt die Besucher zunächst „durch die Röhre gucken“, zeigt dann die Herstellung der Rohre aus 2,5 cm dicken Stahlplatten und Details ihrer Verlegung.

 

Mit dem Hinweis darauf, dass bisher erst etwa 20% der möglichen Funde im niedersächsischen Boden bekannt seien, machte die Kuratorin auf den sensationellen Zuwachs an Erkenntnissen aufmerksam, der aus den neuen Fundstellen zu erwarten sei.

Eine Reihe von Instituten ist mit verschiedenen Verfahren an der Auswertung beteiligt. Vielleicht muss die Geschichte der Bronzezeit neu geschrieben werden, wenn sich die Vermutung bestätigt, dass Gold sogar aus Asien nach Niedersachsen kam. Details eines der größten und bedeutendsten Funde aus Europas Bronzezeit, des „Goldschatzes von Gessel“, lassen darauf schließen.

„Der goldene Schnitt“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass man eine eher trockene Materie spannend aufbereiten kann. Und Kuratorin Dr. Ludowici könnte als die „Agathe Christie der Archäologie“ in die Geschichte eingehen.

Bericht: Ulrich Eggert