Hoch über dem Messegelände fand am 12. Dezember 2017 der letzte „Presse Club vor Ort“ des Jahres statt, nämlich im 18. Stock des Bürohochhauses der Deutschen Messe AG. Dr. Jochen Köckler, seit Juli 2017 Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, hatte in die Hermes-Lounge eingeladen.
In einer gut einstündigen Tour d'Horizon stellte Jochen Köckler die Messegesellschaft vor, erläuterte deren Zukunftspläne und gab interessante Einblicke in das Messegeschäft. Ein Messeauftritt koste die Aussteller pro Quadratmeter etwa 700 Euro, erzählte Köckler. „Messe ist ein ziemlich hochpreisiges Marketinginstrument.“
Köckler (Jg. 1969), gebürtiger Westfale, ist Agrarökonom. Nach dem Studium in Bonn heuerte er 1999 bei der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) in Frankfurt am Main an. Zunächst als Geschäftsführer des Fachbereichs Ausstellungen, später als stellvertretender Hauptgeschäftsführer war er für die weltweite Messeorganisation verantwortlich. Unter seiner Führung entwickelte sich die AGRITECHNICA zur weltweit größten Landtechnikmesse. 2012 wurde Köckler in den Vorstand der Deutschen Messe AG berufen. In dem dreiköpfigen Gremium ist er für die Bereiche „Industry, Energy, Logistics“, „Digital Business Transformation" und diverse Stabsabteilungen und Tochtergesellschaften verantwortlich.
2017 sei ein starkes Messejahr gewesen, erklärte Köckler, mit Großveranstaltungen wie EMO und AGRITECHNICA. Letztere sei mit 450.00 Besuchern inzwischen die mit Abstand größte Messe in Hannover. Das Gelände war komplett ausgebucht. „Leider eine Gastveranstaltung und keine Eigenveranstaltung von uns“, bedauerte der Messe-Chef. Eigenveranstaltungen sind für das Unternehmen lukrativer.
Unter den Eigenveranstaltungen ist die HANNOVER MESSE unangefochten die Nr. 1, „eine echte Weltleitmesse mit Strahl- und Anziehungskraft“, so Köckler. In diesem Jahr seien allein 20 Prozent der Aussteller aus China gekommen. 2019 soll das Premiumprodukt exportiert werden und erstmals eine HANNOVER MESSE USA stattfinden.
Bei der CeBIT steht im Juni (11.-15.) die Nagelprobe an, ob das neue Konzept greift. Das EXPO-Dach, um das herum sich die Messe gruppieren soll, ist Köckler noch aus seiner Frühzeit bei der DLG in Erinnerung. Im Jahr 2000 habe er die EuroTier gemanagt, „die erste Messe nach der EXPO“.
Globalisierung, Digitalisierung, Profitabilität nennt Köckler als wichtigste Unternehmensziele. Ab dem nächsten Jahr wolle man dauerhaft schwarze Zahlen schreiben. Für das Gelände gebe es einen „marktorientierten Entwicklungsplan“. Ein Kernelement darin sei die sukzessive Erneuerung der Hallen. Die neue, multifunktionale Halle 19/20 am Eingang Nord 1 habe die Erwartungen voll und ganz erfüllt: „Wir haben mit dieser Halle neue Veranstaltungen gewonnen.“ Spektakuläre Architektur wie etwa bei Halle 26 mit ihrem geschwungenen Dach würde heute so nicht mehr gebaut („da kann man nichts an die Decke hängen“), gefragt seien heute „12 Meter hohe Schuhkartons ohne Tageslicht, weil sie viel mehr Möglichkeiten bieten, die Exponate wirkungsvoll in Szene zu setzen.“
Text: Anne Schneller
Fotos: Torsten Hamacher