Als „Adelsexperte“ ist er weithin bekannt, doch Rolf Seelmann-Eggebert pflegt trotz aller Kompetenz eine gesunde Distanz zu diesem Thema. Sein Interesse an Afrika, wo er von 1968 bis 1977 als ARD-Korrespondent tätig war, wird ihn in naher Zukunft wieder nach Kenia führen, verriet er den Gästen im Presse Club. Dort wolle er sich „50 Jahre danach“ ansehen, wie sich das Land inzwischen entwickelt hat. Dass er sich bei der World Childhood Foundation der schwedischen Königin Silvia (und viele Jahre auch als Botschafter von UNICEF) sowie von der Gründung an auch bei der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung engagierte, sei auch diesem Interesse geschuldet.
Anekdoten rund um den Umgang mit den royalen Persönlichkeiten schmückten seine Erzählungen und erweckten vielfach ein Schmunzeln bei den Gästen. Die vielen Fragen zeigten, dass durchaus Interesse daran besteht – besonders natürlich auch an den Adelshäusern in Deutschland und speziell in Hannover, wo ja die Hochzeit von Ernst-August jun. und Ekaterina ein großes Ereignis war.
Obwohl der deutsche Adelsstand 1918 grundsätzlich aufgehoben worden war und in Deutschland nur etwa 0,1 % der Bevölkerung adeliger Herkunft ist, sei das Interesse enorm, was wohl auch dem „Promi-Status“ geschuldet ist. Auch er sei ein begeisterter Leser der bunten Blätter, outete sich Seelmann-Eggebert, weil man dort „einfach das Neueste über die Personen erfährt.“
Dass er zu dem „Titel“ Adelsexperte kam, hatte sich ergeben, weil er just in den höchst spannenden Jahren von 1978 bis 1982 Korrespondent in London war, als die Verlobung und dann die Hochzeit von Prinz Charles und Diana die Medien beherrschten. Auch er hat Lady Diana kennengelernt und bestätigte ihre außerordentliche Ausstrahlung – bescheinigte ihr allerdings auch durchaus eine gewisse Launenhaftigkeit.
Für eine Sendereihe der ARD hat Seelmann-Eggebert die europäischen Königshäuser porträtiert, und dass er von allen regierenden Königshäusern in Europa Interviews erhalten hat, ist durchaus etwas Besonderes. Einzig von Queen Elizabeth gibt es kein Interview, denn Her Majesty gibt grundsätzlich keine. Doch ist es ihm gelungen, sowohl Prinz Charles als auch Prinzessin Anne zu interviewen. Mit beiden habe er sehr offene und gute Gespräche geführt, und dazu teilte er mit den Gästen des Presse Club Hannover einige Anekdoten.
Es wurde auch über das britische Königshaus dem Ableben der Queen diskutiert. Thronfolger Prinz Charles sei, so Seelmann-Eggebert, sein ganzes Leben lang auf die künftigen Aufgaben vorbereitet worden. Es könnten deshalb durchaus einige Überraschungen und reformatorische Ansätze von ihm erwarten werden, auch wenn er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters eher als eine Art Übergangskönig angesehen würde.
Aktuell sei aufgrund des Rückzugs von Prinz Philip, Herzog von Edinburgh und Gemahl der Queen, der laut einer Verlautbarung des Buckingham-Palastes über 20.000 eigenständige Termine für das Königshaus wahrgenommen hat, eine Neustrukturierung im Gange, um die repräsentativen Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen.
Mit den Gästen diskutierte der rüstige 80-Jährige auch über den zeitgenössischen Journalismus. Besonders warnte er davor, leichtfertig von einem Dritten Weltkrieg zu reden, denn „man sollte dieses Wort nicht in den Mund nehmen“, weil es die Welt nach einem solchen Krieg nicht mehr in derselben Form geben würde.
Rolf Seelmann-Eggebert dankte den aufmerksamen Gästen mit dem Satz „Ich fühle mich in Hannover immer wieder wohl“ und freute sich über die Einladung des Vorsitzenden des Presse Club Hannover Jürgen Köster zur festlichen Veranstaltung anlässlich der Verleihung des LeibnizRingHannover am 19. Dezember im HCC.
Bericht: Gil Koebberling
Fotos: Joachim Giesel