Hinter den Kulissen der NDR Radiophilharmonie

Publikum

Sicher wird auch jeder Landfrauenverein gern und herzlich zu einer Führung im NDR Funkhaus Hannover empfangen. Nicht jedem wird jedoch ein Blick hinter die Kulissen der NDR Radiophilharmonie gewährt, wie ihn eine kleine Gruppe des Presse Club Hannover am 14. Oktober 2014 werfen durfte.

Das Gespräch begann mit einer Einführung durch die charmante und kompetente Öffentlichkeitsarbeiterin Britta Giesecke von Bergh, deren Begeisterung für ihre Arbeit bei jedem Sachgebiet deutlich wurde. Und auf diesem Sektor leistet die Radiophilharmonie Beachtliches. Sie führt zum Beispiel Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene so locker und gleichzeitig intensiv an die Musik heran, dass sich daraus eine Beziehung fürs Leben entwickeln kann. Stichworte: „Zwergen-Abo“ (drei bis sechs Jahre), Konzert für Kinder, Konzerte für Schüler unter dem Stichwort „Spurensuche“, Schulklassen besuchen das Orchester, und die Musiker kommen in die Schule. Da hat der rund 80 Musiker zählende Klangkörper einiges zu leisten. Und das neben den Konzertreihen, die im Schnitt zu 90 Prozent ausgebucht sind. Eine imponierende Arbeit der NDR Radiophilharmonie, die als Kulturorchester aus der Stadtgesellschaft Hannovers nicht mehr wegzudenken ist.

Was die Technik hinter den Kulissen zu leisten hat, machte Tonmeister Hans-Ulrich Bastin deutlich. Wer wusste schon, dass seine Arbeit ein Musikstudium voraussetzt, welche Möglichkeiten es gibt, für  Orchester und Solisten den optimalen Klang zu schaffen und schließlich – ganz im Vertrauen – dass man mit Geschick aus Aufzeichnungen manchmal sogar die nicht zu vermeidenden Huster wegkriegt. Dass eine solche verantwortungsvolle Arbeit gut bezahlt werden muss, verstand jeder genauso wie den Hinweis, dass es nur eine sehr beschränkte Anzahl solcher Positionen gibt, diese Berufswahl also wohl überlegt werden muss.

Einen Schritt weiter ging es mit Matthias Ilkenhans, dem Manager der Radiophilharmonie seit der Konzertsaison 2004/2005, dessen Aufgabengebiet von der Programmplanung – jetzt für die Konzertsaison 2017/2018 – bis zu Personalfragen reicht. Wer entscheidet über das Engagement eines neuen Dirigenten (seit Beginn der Konzertsaison 2014/15 Andrew Manze), welche Rolle spielt das Orchester dabei –„Einen Dirigenten gegen den Willen des Orchesters durchzusetzen, wäre komplett falsch“, wie sieht die Abstimmung der Programme mit den anderen Kulturorchestern des NDR aus – „Sehr kollegial und stressfrei“, welche Rolle spielt der Dirigent bei der Programmgestaltung – „Eine bedeutende,  jeder hat da seine Vorlieben“, können die Orchestermitglieder beliebige Nebenjobs annehmen – „Nein, jede Einzelne muss genehmigt werden“.  So präzise wie die Fragen, kamen die Antworten des Managers, der sich nach dem Studium der Orchestermusik mit Hauptfach Violine dem Kulturmanagement zuwandte. Wäre er heute doch lieber Konzertmeister? Die Antwort kam schnell und glaubhaft: „Nein!“. Das Management der NDR Radiophilharmonie fordert ganz andere Talente als die Position des Konzertmeisters. Und die hat er offensichtlich.

Bericht: Ulrich Eggert