Es gibt viele Stiftungen, aber nur eine VolkswagenStiftung. Mit mehr als 200 Millionen Euro sei sie vermutlich der größte private Förderer in Deutschland, sagte der Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Dr. Georg Schütte, bei seinem Vortrag im Presse Club Hannover am 9. Mai. In Hannover gibt es ein sichtbares Zeichen der erfolgreichen Stiftungsarbeit: das im klassizistischen Stil wiederaufgebaute Schloss Herrenhausen.
Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre. Unterstützt werden die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sowie die Ingenieur- und Naturwissenschaften und die Medizin. Bei der bundesweiten Projektförderung seien Interdisziplinarität und Internationalität wichtige Aspekte, sagte Schütte.
Die Stiftung fördert fachlich herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland und der Welt. Gefragt sind mutige Ideen, um Forschung und Lehre nach vorn zu bringen. Die Stiftung beweist Risikobereitschaft, denn ein erfolgversprechendes Projekt kann auch scheitern, wissen die Experten.
Das Thema Wissensvermittlung der Stiftung ist stark mit dem Schloss Herrenhausen verbunden. Das Schloss, das 2013 eröffnet wurde und zu den hochkarätigen Tagungs- und Kongresszentren in Europa gehört, ist Teil des Immobilienvermögens der VolkswagenStiftung. Für das Grundstück besteht ein Erbpachtvertrag. Das Schloss wird unter dem Namen Xplanatorium für Konferenzen und Abendveranstaltungen genutzt; 100 Veranstaltungen sind es im Jahr.
Die VolkswagenStiftung verfügt über ein Stiftungsvermögen von circa vier Milliarden Euro. Durch Erträge aus Dividenden, Zinsen und Mieten werde das Stiftungskapital real erhalten, sagte Schütte. Allein im Jahr 2021 hat die VolkswagenStiftung laut Jahresbericht rund 239 Millionen Euro für Wissenschaftsprojekte bewilligt. In Deutschland spielt sie mit diesem Fördervolumen als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts in der ersten Liga. Auf internationaler Ebene gibt es jedoch Stiftungen wie der britische Wellcome Trust, die Fördergelder im Milliarden-Euro-Bereich ausschütten.
Schütte blickte auch auf die Entstehungsgeschichte der VolkswagenStiftung zurück. Die Stiftung geht auf das Jahr 1961 zurück. Damals schlossen der Bund und das Land Niedersachsen einen Vertrag über die bis dahin unklaren Eigentumsverhältnisse der Volkswagenwerk GmbH. Die GmbH wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Aktienkapital wurde zu 60 Prozent an private Investoren verkauft. Land und Bund behielten jeweils 20 Prozent der Anteile am damaligen Grundkapital der neuen Volkswagen AG.
Mit dem Erlös der verkauften Aktien von einer Milliarde DM, und der vereinbarten Gewinnausschüttung aus den Anteilen von Bund und Land war die Basis für ein solides Stiftungsvermögen geschaffen. Die VolkswagenStiftung wurde am 19. Mai 1961 gegründet und nahm 1962 ihre Arbeit in Hannover auf.
Das Stiftungsgebäude steht in Hannover-Döhren. Es wurde nach Plänen des bekannten hannoverschen Architekten Dieter Oesterlen errichtet. Oesterlen hat eine Vielzahl von kriegszerstörten Bauwerken in Hannover wiederaufgebaut, darunter die Marktkirche und das Leineschloss. Außerdem entwarf er Verwaltungsbauten wie das Funkhaus und das Arbeitsamt Hannover.
Bericht: Holger Bahl
Fotos: Karin Lahmann und Thomas Borcholte