Seit 17 Jahren treffen sich die Mitglieder des Presse Club Hannover am 3. Advent zu einer besinnlichen Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit. In diesem Jahr gestaltete unser Mitglied Dr. Franz Rainer Enste das Programm im Logenhaus zum Thema „Vivaldi – Venedig – Violine“, unterstützt von eindrucksvollen Fotos von Professor Manfred Zimmermann, der die „Serenissima“ aus vielen Perspektiven fröhlich und melancholisch, touristenreich und verlassen darstellte.
Temperamentvoll und gestenreich, wie man es von ihm gewohnt ist, schilderte Dr. Enste Leben und Wirken des Komponisten und Violinisten Antonio Vivaldi (geboren 1678 in Venedig und 1741 in Wien gestorben) von frühester Jugend über ein sehr erfolgreiches Leben als weltberühmter Komponist bis zum bitteren Ende in tiefer Verzweiflung. Deutlich wurde, wie schnell höchste Anerkennung sich in Vergessenheit wandeln kann, wenn sich die Verhältnisse ändern.
Musikbeispiele machten die Bedeutung Vivaldis als zentraler Gestalt des europäischen Musiklebens in der Mitte des 18. Jahrhunderts deutlich, Zitate von Lord Byron bis Mark Twain schilderten seine Wahrnehmung in der Umwelt, wobei Strawinskys Aussage „Vivaldi hat die ‚Vier Jahreszeiten‘ 600 Mal komponiert“ das kritische Extrem darstellte. Zu dieser Aussage wäre es sicher nicht gekommen, wären die erst in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckten Opern Vivaldis früher in der europäischen Musikwelt bekannt geworden.
In die Darstellung von Persönlichkeit und Umwelt Vivaldis ließ Dr. Enste Betrachtungen über die von Vielen als sterbende Lagunenstadt angesehene, jetzt um die 265.000 Einwohner zählende Gemeinde Venedig einfließen, die heute als UNESCO Weltkulturerbe und Touristenmagnet jährlich Millionen von Besuchern anzieht. Ihre kreative Vitalität könne den Untergang dieser Stadt verhindern, die einst der Mittelpunkt von Kultur und Handel im gesamten Mittelmeer gewesen sei, schloss Dr. Enste seine überaus eindrucksvolle Präsentation und fand damit ein versöhnliches Ende.
Bericht: Ulrich Eggert