Trauer um Rolf Zick

Rolf Zick

Vor rund 30 Jahren lernte ich Rolf Zick kennen. Er hatte eine Gruppe von Menschen eingeladen, um in Hannover einen Presseclub zu gründen. Ich gehörte zu diesem Kreis und fühlte mich sehr geehrt, dass ich dabei sein durfte. Ich erinnere mich nur noch vage an diesen Abend im HCC, aber unvergessen bleibt mir, wie Rolf Zick in seiner unprätentiösen Art erklärte, dies sei nun der fünfte Anlauf für eine derartige Clubgründung. Mit Journalisten allein sei das nicht zu schaffen, daher wären jetzt Medienschaffende aus allen möglichen Bereichen aufgerufen, die Idee umzusetzen. Hannover hätte es sechs Jahre vor der Expo 2000 bitter nötig, bekannter zu werden. Daran sollten wir arbeiten. Am 20. Januar 1994 wurde der Presse Club Hannover gegründet und Rolf Zick zum Ehrenvorsitzenden bestimmt.

In den folgenden Jahren traf ich ihn immer wieder bei den Veranstaltungen des Presseclubs. Ein älterer Herr von eher kleiner und zarter Statur, der über eine erstaunlich kräftige Stimme verfügte. Nie drängte er sich in den Vordergrund, aber wenn er sich zu Wort meldete, dann merkten alle auf, denn seine Beiträge waren stets kenntnisreich, profund, wohl abgewogen und präzise. Er blieb in aller Regel ruhig und sachlich, nur eines konnte er so gar nicht leiden: Anglizismen. Dann wurde schon einmal eine Rüge ausgesprochen, man möge sich doch bitte auf Deutsch ausdrücken.

Rolf Zick war ein Vollblutjournalist. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde er Lokalreporter in Göttingen. 1960 kam er nach Hannover und berichtete seither über die Landespolitik in Niedersachsen. Er interviewte alle niedersächsischen Ministerpräsidenten und schrieb darüber sein letztes Buch: Der letzte Zeitzeuge. Ein halbes Jahrhundert hinter der landespolitischen Bühne. 1974 gründete er den Nordreport. Von 1971 bis 1988 und von 1989 bis 1990 war er Vorsitzender der niedersächsischen Landespressekonferenz. Er wurde mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1981), dem Großen Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens (1994) und mit der Niedersächsischen Landesmedaille (2011) ausgezeichnet. Seit 2011 war er Ehrenvorsitzender der Landespressekonferenz Niedersachsen.

Meine letzte persönliche Begegnung mit ihm fand bei der 25. LeibnizRingHannover-Verleihung am 3. November 2023 statt. Da erschien er mir schon sehr fragil, berichtete von gesundheitlichen Problemen, die sein hohes Alter mit sich brachte, und erklärte mir, dass er kaum noch etwas essen könne. Dennoch war er so glücklich, dass er bei dieser denkwürdigen Ringverleihung an das ukrainische Volk dabei sein konnte. Stolz zeigte er mir seine Ehrennadel des Presse Club Hannover und legte mir dringend ans Herz, ich möge dafür Sorge tragen, dass Jürgen Köster genau so eine Ehrennadel bekomme. Wie hätte ich mich einer solchen Bitte verweigern können?!

Erst in der vergangenen Woche sprachen wir am Rande einer Sitzung im Presseclub darüber, wie es ihm wohl geht. So ganz genau wusste das leider niemand. Telefonisch war er nicht mehr zu erreichen, Mails blieben unbeantwortet. Wir waren in Sorge und befürchteten, dass er seinen 103. Geburtstag im April nicht mehr erleben würde. Nun erhielten wir die Nachricht, dass Rolf Zick seine letzte Reise angetreten hat. Das Leben eines besonderen Menschen hat sein Ende erreicht.

Lieber Rolf, wir wünschen dir für deine letzte große Reise, alles Gute. Du hast sicherlich Papier und Stift dabei und wirst deine Chronistentätigkeit an einem neuen Ort fortsetzen. Und vielleicht schaust du von dort, wo du jetzt bist, ab und an auf „deinen“ Presseclub freundlich herab und versorgst uns mit guten Ideen und guter Energie. Wir werden an dich denken und die Arbeit in deinem Sinne fortsetzen!

Dr. Sabine Wilp

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Lieber Rolf Zick,

ich bin sehr froh, dass wir schon zu Lebzeiten die Gelegenheit zu einem Gespräch hatten, in dem ich mich bei Ihnen dafür bedanken konnte, mit welcher Zugewandtheit und Fairness Sie mir in meinen Anfängerzeiten beim NDR-Fernsehen begegnet sind.

Ich kam als sehr junger Mann von Hamburg nach Hannover und wurde von der aktuellen Redaktion des NDR gleich mal ins unbekannte Wasser der niedersächsischen Landespolitik geworfen.

Aus diesem Grund durfte ich Ihnen oft begegnen, wir haben sogar einige kürzere Pressereisen zusammen mit der Landes-Pressekonferenz – zum Beispiel zur Grünen Woche nach Berlin – unternommen.

Bei all diesen Begegnungen sind Sie mir mit großer Freundlichkeit und Geduld begegnet – fördernd und auch lehrend, wie man sich in der niedersächsischen Landespolitik und Wirtschaft verhält und benimmt.

Ich habe diese Art nie als bevormundend und abgehoben empfunden, sondern immer Ihre Sympathie auch gerade für junge Journalisten wie mich verspürt. Genauso wie Ihre Warmherzigkeit.

Das habe ich nie vergessen und möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich dafür bedanken.

In Respekt und Erinnerung

Ihr
Peter v. Sassen
Journalist und Autor / NDR-Redaktionsleiter i.R.

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Rolf Zick war ein journalistisches Ausnahmetalent. Er hat die niedersächsische Landespolitik jahrzehntelang kritisch, professionell und unabhängig begleitet. Trotz seiner unmenschlichen Erlebnisse im Krieg und der russischen Gefangenschaft hat er sich eine positive Grundeinstellung im Leben bewahren können.

Es war tragisch, dass er in seinen letzten Jahren unter der inkompetenten Berichterstattung einer hannoverschen Tageszeitung hat leiden müssen.

Ich kannte Rolf Zick seit 1976. Mit ihm habe ich einen Freund verloren.

Dr. Hilmar von Poser

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Im Oktober 2021 hat Ministerpräsident Stephan Weil im Gästehaus der Landesregierung das Buch "Der letzte Zeitzeuge" vorgestellt, das Rolf Zick im hohen Alter von 99 Jahren geschrieben hat. Unser Mitglied Hassan Mahramzadeh erinnert daran mit diesen Fotos: