Volkswagen-Motorsport

Auto mit Menschen

Am 14. Mai 2013 war der Presse Club Hannover zu Gast bei Volkswagen-Motorsport in der Ikarusallee am Alten Flughafen. Erst wenige Tage zuvor hatte das Tochterunternehmen des Wolfsburger Konzerns dort sein 50jähriges Bestehen feiern können. Stefan Moser, Leiter der Kommunikation, empfing seine Gäste mit einem Kurzvortrag und zwei kleinen Filmen, bevor es zu einem gut einstündigen Rundgang durch die Werkshallen ging.

Nicht ohne Stolz berichtete Moser von den bisherigen Erfolgen des Teams in der Rallye-Weltmeisterschaft. In der ersten Saison, die für VW-M nach seinen Worten eigentlich ein „Einstieg zum Lernen und Testen“ sein sollte, führt das Team aus Hannover sowohl die Fahrer- als auch die Markenwertung souverän an. Und mit drei Siegen und zwei zweiten Plätzen ist der Newcomer plötzlich zum Titelanwärter aufgestiegen. Dabei gibt es mit Ford und insbesondere Citroën in dieser Meisterschaft zwei sehr erfahrene und durchaus ernst zu nehmende Konkurrenten. Immerhin dominierten die Franzosen mit ihrem Top-Fahrer Sébastien Loeb neun Jahre die Rallye-Weltmeisterschaft nach Belieben.

Nun bahn sich ein „Wachwechsel“ ausgerechnet mit dem Mann an der Spitze an, der es als Teamkollege von Loeb bei Citroen nicht durfte. Nach einer bravourösen Saison 2011 mit sechs WM-Siegen wechselte Sébastien Ogier zu VW-Motorsport, wo es keine „Stallorder“ gibt und wo er jetzt selbst zum großen Dominator der Rallye-Saison werden kann. Mit seinen Siegen in Schweden, Mexiko und Portugal ist er mit VW-M auf einem guten Weg dahin.

Aber Rallye-Sport ist in erster Linie ein Team-Sport, die Leistung der Mannschaft dahinter zählt. Und das sind bei VW-M 180 Mitarbeiter – vom Beifahrer, den Service- und Werkstatt-Leuten über die Ingenieure, Logistiker und Kaufleute bis hin zum eigenen Koch, der das Team unterwegs bei 13 Einsätzen in dieser Saison kulinarisch vor Ort versorgt, damit es den kräftezehrenden Sport auch konditionell halbwegs gut übersteht.

Stefan Moser erläutert an den WRCs (World Rallye Cars) in den Werkstätten, wie aus einer Serienkarosserie vom Band ein Wettbewerbsfahrzeug entsteht, wo und wie Gewicht reduziert bzw. optimiert wird und welcher Aufwand in der Nachbereitung jeder einzelnen Veranstaltung steckt: Die Fahrzeuge aller drei VW-Teams werden immer bis auf die Rohkarosse demontiert, um Schäden zu beheben und Fehler wo irgend möglich auszuschließen. Viele Komponenten eines modernen WRC müssen dabei erst in Kleinstserie angefertigt oder zugekauft werden, auch bei einer späteren Übernahme in die Serienfertigung. Beispiel: der 1,6-Liter Turbo-Motor mit mächtig Leistung.

Und da den von Formel-Vau bis Dakar-Rallye zahlreich eingefahrenen Preisen und Trophäen allein in dieser Saison bereits einige gefolgt sind und noch folgen werden, denkt Stefan Moser schon laut über einen Umbau des Eingangsfoyers von VW-Motorsport nach. Der Platz in den Vitrinen ist schlicht knapp geworden.

Ein hoch interessanter Abend, der mehr Interesse an den Erfolgen der Hannoveraner geweckt hat. Warum nicht mal im August zur Deutschland-Rallye nach Köln und an die Mosel fahren, wenn „unser“ Rallye-Team aus Hannover sein erstes Heimspiel in dieser Meisterschaft fahren darf?

Bericht: Horst-Dieter Görg