„5G wird zu sehr gehypt“

Prof. Reimers

Diesen Braunschweiger lässt der Presse Club Hannover gern herein: Professor Dr.-Ing. Ulrich Reimers, Leibniz-Ring-Träger von 2001, Vizepräsident der TU Braunschweig für Strategische Entwicklung und Technologietransfer und stellvertretender Vorsitzender KEF, der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfes der Rundfunkanstalten.

Die rund 30 sehr interessierten Gäste informierte der 68-Jährige detailreich und unterhaltsam über die 5G-Technik und den Stand ihrer Einführung in Deutschland. Sein Wunsch: „Ordnen Sie den Hype um die fünfte Generation des Mobilfunks realistisch ein. 5G wird eine tolle Technik vor allem für die Wirtschaft. Es bringt aber gegenüber dem aktuellen 4G-Standard (sog. LTE) keine Leistungsrevolution.“ Die meisten Privatnutzer würden zwischen LTE und 5G keinen Unterschied merken – obwohl gerade auch sie die Treiber für diese Technologie sind. Denn die Mobilfunknetze entwickeln sich immer mehr zu Videonetzen – dank Netflix und Co.

Reimers räumte mit dem Vorurteil auf, dass durch die Strahlung der 5G-Sendemasten ein höheres Gesundheitsrisiko bestünde. „Je dichter Sie am Sendemast wohnen, umso weniger Strahlung bekommen Sie ab“, erklärte er. Die eigentliche Gefahrenquelle sei nämlich die Wärmebildung des Handys, welche bei größerer Entfernung zum Sendemast zunehme. So riet er auch gleich: „Telefonieren Sie am besten mit Kopfhörern oder über die Freisprecheinrichtung.“

Und noch einen Hinweis gab er mit Blick auf die Umweltdebatten: Auch der private mobile Digitalsektor ist für den rapide wachsenden Anteil der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich. „Eine Google-Anfrage per Handy verbraucht so viel Energie, als ob Sie zwei Stunden Ihr Wohnzimmer beleuchten“, veranschaulichte Reimers. Und zehn Minuten Video-Streaming in HD auf einem Smartphone verbrauchen ebenso viel Energie wie ein Herd mit 2 Kilowatt Leistung, der fünf Minuten lang auf höchster Stufe läuft, haben die beiden schwedischen Forscher Andreas Andrae und Tomas Edler ermittelt.

Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher