„Journalismus braucht Demut und Empathie, sollte menschenrechtsbasiert und völkerrechtsorientiert sein!“ Das steht für die Kriegsreporterin Sophia Maier nach ihren Recherchen in Flüchtlingscamps in Griechenland, in Afghanistan, dem Libanon und Gazastreifen und der Ukraine fest. Über ihre Arbeit in den Krisen- und Kriegsregionen berichtete Maier bei der Verleihung der diesjährigen Stipendien der Sir-Greene-Stiftung.
Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr: Lukas Wiehler mit dem Internationalen Medien-Stipendium für das Projekt „Próspera & Preston“, Lisbeth Schröder mit dem Leibniz-Stipendium für die Recherche „The Body Business“, Paul Weinheimer mit dem Sonderpreis Lokaljournalismus für die Arbeit „Sie dachten, sie würden hier alt werden“ über Dauercamper und Leon Kirschgens mit dem Sonderpreis Fachmedien der Schlüterschen Mediengruppe für die Arbeit „Grüner Wasserstoff aus der Wüste“.
Informationen über Stipendienverleihung finden Sie in diesem Bericht, Impressionen von der Veranstaltung in diesem Video.
Mehr Sachlichkeit in der Debatte um Flucht und Migration
Vor der Stipendienverleihung hatte die Sir-Greene-Stiftung gemeinsam mit der Landespressekonferenz Niedersachsen zu einem Redaktionsgespräch eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Heiko Randermann, Reporterchef bei der Madsack Mediengruppe und Kuratoriumsmitglied der Sir-Greene-Stiftung. Auf dem Podium diskutierten: Daniela Behrens, Niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung, Belit Onay, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, und Sophia Maier, Kriegsreporterin, Investigativjournalistin und Autorin des Buches „Herz aus Stacheldraht“, die bei der Stipendienverleihung als Keynote-Speakerin gesetzt war.
Maier machte deutlich, dass Deutschland und die EU heute vor neuen internationalen Herausforderungen stehen, die etwa mit Flucht und Migration oder Klimakrise zusammenhängen. Um die demokratischen Strukturen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Kommunen vor Ort zu bewahren, ist eine sachliche und wertebasierte öffentliche Debatte über diese Themen erforderlich. „Es ist nicht hilfreich, wenn jedes Streitthema gleich politisiert wird“, sagte die Kriegsreporterin. Darin war sie sich mit der Niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens und mit Oberbürgermeister Belit Onay einig. „Ich halte die Initiative von Fau Merkel 2015 auch heute noch für richtig. Wir müssen nur genauer über die die aktuellen Lebenslagen in den Gemeinden sprechen“, sagte Behrens.
Für gelingende Integration brauche es nicht nur Finanzmittel, sondern auch Menschen, die Integrations- oder Deutschkurse anbieten, und bessere rechtliche Rahmenbedingungen. Diese sollten den Willen deutlich machen, dass Flüchtlinge und Migranten, die in Deutschland bleiben können, schnell Arbeit aufnehmen können. „Aktuell parken wir geduldete Menschen in einer Sackgasse“, kritisiert Onay. Er hoffe, dass Instrumente wie das Chancen-Aufenthaltsrecht oder die Ausbildungsduldung erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. „Denn es muss leichter werden, dass berufliche Zertifikate etwa aus Kolumbien hier anerkannt werden. Wir wissen doch, dass wir international mit unserem dualen Ausbildungssystem eine Ausnahme bilden.“
Europäische Menschenrechtskonvention
Sophia Maier erwartet von Politik und Verwaltung, dass die Regelungen der Europäischen Menschenrechtskonvention konsequent beachtet werden. Das eröffne Chancen für mehr Humanismus im Miteinander. „Und das ist wichtig für jede Gesellschaft.“ Deutschland und die EU müssten sich zudem klar ihrer Verantwortung dort stellen, wo sie Fluchtursachen mit befördern. „Abschotten an den Außengrenzen ist da die falsche Reaktion.“ Von den Medien und Kolleg:innen wünscht sie sich wieder eine vielfältigere Berichterstattung und mehr Recherchen vor Ort.
Text: Katharina Kümpel
Fotos: Frank Wilde, Katharina Kümpel