Wieder hat ein prominenter hannoverscher Unternehmer Zeichen beim Presseclub gesetzt: Günter Papenburg, Gründer der heutigen GP Papenburg AG mit 61 Tochtergesellschaften, sprach am 14. November 2023 fast zwei Stunden über sich und die anderen in seinem langen Leben als Unternehmer.
Moderator Klaus Ritgen vom Presse Club Hannover hatte sich viele gute Fragen notiert und sein Talk-Gast spulte sein Lebenswerk in höchst unterhaltsamer Form ab, benötigte zuweilen gar keine Impulse.
Immerhin ist der 84-Jährige mit seinem Firmenkonglomerat und 760 Millionen Euro Umsatz (2018) eine konstante Größe in Deutschland. Mehr als 4.000 Mitarbeiter stehen bei dem Familienunternehmen in Lohn und Brot. Führungspositionen besetzen im Unternehmen inzwischen seine drei Kinder. Die Wurzel reichen bis ins Jahr 1963 zurück, als Papenburg mit einem alten Krupp-Lkw und einer Hanomag-Planierraupe seine Karriere startete.
Großes Wachstum erlangte Günter Papenburg mit der Wende und der Übernahme von VEB-Unternehmen von der Deutschen Treuhand in den frühen 1990er Jahren.
40 Jahre her, aber immer noch spektakulär für Hannover: die Hanomag-Pleite 1983 und das Engagement des damals noch kleinen Unternehmens Papenburg für eine Auffanggesellschaft, die Hanomag GmbH (später AG). 1989 übernahm der Baumaschinenhersteller Komatsu Anteile der Hanomag AG. 2002 kam die Komatsu Hanomag zu 100 Prozent unter das Dach des japanischen Weltkonzerns für Baumaschinen. Papenburg hatte seine Anteile abgegeben. Der damalige Einstieg Papenburgs war zwar nicht von Dauer und wohl auch nicht von großer wirtschaftlicher Bedeutung, doch erhöhte er die Sichtbarkeit der GP Papenburg für künftige Aufgaben.
Sehr aktuell 2022 das Thema Südschnellweg, Modernisierung mit Brücken- und Tunnelbau und die Auftragsvergabe, bei der der Unternehmer leer ausging. Papenburg schrieb erzürnt seinem damaligen Noch-Parteikollegen, Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), dass er sich schlicht übergangen fühle und ihn sprechen wolle.
Doch der Minister blieb stumm. Da das vorgeschriebene europaweite Vergabeverfahren nicht nur festen Regeln folgte, sondern auch strikter Diskretion unterlag, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, durfte sich Althusmann schon rein rechtlich nicht äußern. Und erst recht keinen Einfluss für einen Parteifreund nehmen. Papenburg wurde dem Ruf des „Baulöwen von Hannover“ gerecht, polterte weithin hörbar gegen die Landesregierung und trat gar aus der CDU aus.
Für ihn war das Thema auch im Presse-Club-Talk noch nicht Geschichte: „Unser Angebot war mit 360 Millionen Euro um 40 Millionen Euro günstiger als jenes der Bietergemeinschaft, die mit 400 Millionen Euro den Zuschlag erhielt“, echauffierte sich der Vollblutunternehmer. Und da besänftigte es ihn auch gar nicht, dass immerhin mit der Hagedorn GmbH Hannover auch ein lokales Unternehmen zur erfolgreichen Bietergemeinschaft für das Schnellwegprojekt gehört.
Den Zuschlag erhielt Papenburg aber bei einem anderen Megaprojekt in Hannover, dem Wohnquartier „Wasserstadt Limmer“. Rund eine Milliarde Euro sollen für das neue Stadtquartier auf dem alten Conti-Gelände investiert werden. Nach aktueller Planung könnten rund 2.600 Wohnungen, Reihenhäuser und Dienstleistungen für rund 6.000 Menschen in drei Bauabschnitten bis circa 2030 entstehen. So weit, so gut.
Als Problemzonen erwiesen sich die unter Denkmalschutz stehenden markanten Industriebauten der alten Conti. Seit Jahren kämpft auch eine Bürgerinitiative um den Erhalt der stadtbildprägenden Bauten. Das gravierende Manko: Die Industrieruinen sind mit krebserregenden Stoffen verseucht. Keine gute Voraussetzung für junge Familien, um hier zu wohnen. Mehrere Jahre dauerte das Tauziehen zwischen dem Investor und der Stadt, die auf Denkmalschutz pochte. Jetzt im August hat der Investor einen neuen Abrissantrag gestellt. Das Bauamt sieht keine Chance mehr auf Nutzung der historischen Bauten, wird sich deshalb nicht mehr gegen den Abriss stellen. Hintergrund: Die Gesundheitsbehörden von Land und Region zogen sich aus der Verantwortung zurück, das Rathaus stände allein da.
Keinen Hehl macht Papenburg an diesem Abend daraus, dass er sich auch heute noch mit Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) verbunden fühlt. Er berichtete von Delegationsreisen in den frühen 2000er Jahren mit dem Kanzler nach Kasachstan und Usbekistan, wo er Autobahnen baute. „Gerd Schröder stand stets zu seinem Wort, das schätze ich bis heute“, sagte der 84-Jährige.
Bericht: Holger Bahl
Fotos: Thomas Borcholte