Wie gestaltet ein Club einen Festakt zur Verleihung einer Auszeichnung an ein Volk, das sich im Krieg befindet? Vor dieser keinesfalls simplen Frage, für deren Antwort es keine einfache Blaupause gibt, standen die Organisatoren im Presse Club Hannover. Wie glanzvoll, wie festlich, wie pietätsvoll, wie musikalisch, wie mitfühlend darf ein solcher Abend sein?
Während im ACANTO an der Dragonerstraße der ukrainische Botschafter sprach und Wirtschaftsminister Olaf Lies den Festakt des Presse Club Hannover als starkes Zeichen der Solidarität für das angegriffene Volk würdigte, flogen wieder Raketen auf Städte in der Süd- und Ostukraine, forderten dort erneut das Leben unschuldiger Menschen. Der Angriffskrieg Russlands ging auch an diesem Abend unvermindert weiter.
Ein Schleier des Surrealen lag über dem Geschehen. Es sind Träume, Wünsche und Fantasien, die seit Monaten die Frauen und Kinder, die bei uns in Einrichtungen und einfachen Wohnungen Schutz suchen, in ihrem Glauben an ihr Land stärken. Diese Menschen geben die Hoffnung nicht auf. Der Festakt setzte dafür einen eindrucksvollen Rahmen.
Bereits 2022 hatte das Kuratorium des LeibnizRingHannover unter dem Eindruck des brutalen Angriffskriegs auf die Ukraine die Entscheidung getroffen, das Volk der Ukraine für seinen Freiheitskampf und die Verteidigung der Demokratie in Europa auszuzeichnen.
Und damit dieser 25. LeibnizRingHannover auch ganz real an Vertreter des ukrainischen Volks überreicht werden konnte, waren Mitglieder des Ukrainischen Vereins in Niedersachsen e.V. beim Festakt vertreten.
Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, S.E. Oleksii Makeiev, nahm den Ring vom Vorsitzenden des LeibnizRing-Kuratoriums Lutz Marmor und dem Presse-Club-Vorsitzenden Jürgen Köster entgegen. Das damit verbundene Preisgeld von 15.000 Euro übergab er wenig später den beiden Vorstandsfrauen des Ukrainischen Vereins, Nataliya Butych und Oksana Janzen.
„Das war wohl die eindrucksvollste Verleihung eines LeibnizRings in seiner 25-jährigen Geschichte“, so ein vielstimmiges Urteil von Gästen, die schon mehrere Veranstaltungen des Formats LeibnizRingHannover erlebt haben.
Der fein nuancierte Festakt mit einer hoch emotionalen Ringverleihung und sehr authentischen Rednern beeindruckte in den historischen Kreuzgewölben der einstigen Kavallerie-Kaserne. War doch hier ein für den Krieg errichtetes Militärbauwerk zu einer würdigen Kulisse im Kampf für Frieden und Freiheit geworden. Dieser Dramaturgie zwischen Krieg und Hoffnung folgten alle Beiträge des Abends.
Rückblende auf die Schlacht um Charkiw zwischen Februar bis Mai 2022: Maria Nikonova berichtete von ihrer Flucht aus der schwer umkämpften zweitgrößten Stadt der Ukraine. Die junge Musikerin sprach mit Dr. Sabine Wilp über ihre Ängste, die schlaflosen Nächte in zerstörten Häuserfluchten. Schließlich konnte sie ihre Oma überzeugen, mit ihr zusammen aus der umkämpften Stadt zu fliehen. Nun lebt sie sicher in Hannover. Ihr Motto: „Ich bin kein Opfer.“
Der Bericht dieser jungen Frau und ihre Pläne machten Mut, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies in seiner Laudatio. Einen großen Dank sprach Lies dem Presse Club Hannover dafür aus, dass er diese wichtige Auszeichnung vergibt und damit ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzt. Ein Staat mitten in Europa wehre sich gegen den imperialen Überfall, das verdiene unsere uneingeschränkte Solidarität, auch weil die Ukraine Europas Freiheit mitverteidige, sagte Lies. Er forderte: „Wir brauchen eine klare Haltung, im Krieg in der Ukraine und jetzt auch im Konflikt in Israel.“
Botschafter Oleksii Makeiev sprach von der Resilienz der Bevölkerung in der Ukraine und vom starken Willen, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. Er bedankte sich für die Solidarität und die Unterstützung, die mit dem LeibnizRingHannover verbunden seien. Mit Blick auf die Zukunft sprach der Botschafter von Plänen einer Konferenz zum Wiederaufbau mit deutschen Partnern. Makeiev lobte Deutschland als zweitgrößten Unterstützer. Und er hob die rund 160 Städtepartnerschaften mit Orten und Gebieten in der Ukraine hervor.
Stimmungsvoll umrahmt wurde der Abend vom ukrainischen Ensemble SVITE.
Jürgen Köster, Vorsitzender des Presse Club Hannover, dankte den Unterstützern, die mit ihrem großzügigen finanziellen Engagement diesen besonderen Festakt möglich werden ließen: GETEC und ZAG.
Bericht: Holger Bahl
Alle Fotos: Franz Fender
Der Festakt zur Verleihung des 25. LeibnizRingHannover wurde von unserem Kooperationspartner, dem Bürgerfernsehen h1, als Livestream übertragen.
Die Aufzeichnung können Sie sich hier ansehen.
Eine Zusammenfassung der Highlights sehen Sie in diesem Video.
Der Schirmherr der Veranstaltung, Ministerpräsident Stephan Weil, hat uns dieses Grußwort übermittelt, das bei dem Festakt verlesen wurde.
Der LeibnizRingHannover wurde zum 25. Mal verliehen. Eine Übersicht über die bisherigen Preisträger gibt es hier.
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