„Warum wir Ärzten nicht vertrauen sollten“ lautet der Untertitel eines Buches, das der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie Dr. Berthold Block aus Braunschweig mit dem Haupttitel „Krank geheilt“ versehen hat. Am 22. Mai stellte er seine Thesen im Presse Club Hannover vor.
Dr. Block sprach von den Absonderlichkeiten des medizinischen Anspruchsdenkens und der Befriedigung desselben durch eine außer Kontrolle geratene Medizinindustrie. Eine industrielle und staatliche Gesundheits-maschinerie habe uns verdummt, entmündigt und nehme uns als „fröhliche Gesundheitsdiktatur“ aus.
Wie kann das gehen? Zunächst einmal hätten die Patienten auch wegen des weißen Kittels uneingeschränktes Vertrauen zu ihrem Arzt. Dieses Vertrauen verleihe ihm Macht gegenüber seinen Patienten. Das sei auch historisch bedingt, weil schon die frühen Heiler der Menschheitsgeschichte trotz ihrer aus heutiger Sicht als Hokuspokus zu bezeichnender Heilkunst hohes Ansehen und damit auch Macht besessen hätten. Zunächst sei die Heilkunst als Wissenschaft begriffen worden, zu der dann der karikative Aspekt hingekommen sei. Krankenhäuser seien ursprünglich dazu da gewesen, Kranke zu heilen. Heute müssten sie auch wirtschaftlich arbeiten und Rendite erzielen.
Zwar hätten wir in Deutschland das weltweit beste Gesundheitssystem. Je besser es sei, desto mehr Kritik rufe es jedoch auch hervor. Kritik vor allem an dem ausufernden Bürokratismus, der die Ärzte von ihrer eigentlichen Arbeit abhielte. Sie seien aber vor allem aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, jeder der Leitlinien und jedem Programm zu folgen sowie jeden der zahlreichen Fragebogen auszufüllen, mit denen ihre Praxen überschwemmt würden.
„Der ‚aufgeklärte Patient‘, der sein Laienwissen heute aus dem Internet bezieht, glaubt dem Arzt auf Augenhöhe gegenüberzutreten“, stellte Dr. Block fest, „dennoch können wir ihn aufgrund unserer Erfahrung und unserer Menschenkenntnis manipulieren“. Nicht jede vom Patienten geforderte Behandlung sei notwendig und nützlich. Das Anspruchsdenken vor allem derer, die wenig zum Allgemeinwohl beitrügen, sei jedoch immens gewachsen.
Welche Folgerungen sollen wir daraus ziehen? Auf diese Frage konnte Dr. Block nur mit dem Hinweis antworten, das müsse jeder für sich selbst entscheiden und im Zweifelsfall seinem Arzt vertrauen. Mehr Gelassenheit und Selbstbestimmung im Umgang mit der eigenen Gesundheit sei in jedem Falle angebracht.
Wer sich näher mit den Thesen des streitbaren Mediziners befassen will, sollte sein Buch lesen „Krank geheilt“, Verlag Artemis & Winkler, 2010, 16,90 €.
Bericht: Ulrich Eggert