Das Buch ist eine persönliche Betrachtung des Landes aus dem Blickwinkel des studierten Sängers, Opernregisseurs und Kulturmanagers, der das Land vielfach besucht hat und heute dort arbeitet. Ihn würde es glücklich machen, „wenn Leser diese uralte Kultur, eingeschlossen der Pflege der christlich-orthodoxen Werte, besser verstehen.“
„Ich habe zur Feder gegriffen, um Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen, will helfen, Russland lieben zu lernen, die russische Seele zu begreifen“, schreibt der gebürtige Gehrdener, der bis heute Fan von Hannover 96 ist.
Um ein Land zu entdecken, um es lieben zu lernen, bedarf es wiederkehrender Besuche, Freundschaften innerhalb des Kulturkreises und außergewöhnlicher Erlebnisse – die hat Hans-Joachim Frey gehabt, etwa mit dem Treffen mit Wladimir Putin im Jahr 2009 anlässlich des Dresdner Opernballs.
Um sich mit einem anderen Land zu beschäftigen, sind persönliche Anknüpfungspunkte hilfreich: Die hat Frey ebenfalls, dessen Urgroßvater 1913 zum 23. Pfarrer der St. Annen-Gemeinde in St. Petersburg berufen wurde.
Um die Menschen in einem Land kennen und schätzen zu lernen und gemeinsam mit ihnen Zukunft gestalten zu wollen, bedarf es einer persönlichen Offenheit für Andere, der Freude am Entdecken von Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten und der Bereitschaft, sich gerade auf diese einzulassen und Neues zu gestalten.
Diese Eigenschaften lebt Frey und deshalb und unabhängig von seinen familiären Bezügen zu Russland werden die Reisen nach Moskau, St. Petersburg, Wladiwostok, Burjatien, Sibirien oder Sotschi und seine Begegnungen mit Putin, Anton Lubschenko, dem Kultusminister der Russischen Föderation Wladimr Medinski, dem russischen Dirigenten Wladimir Fedossejew oder dem Cellisten Sergei Roldugin zur Grundlage einer intensiven kulturgeschichtlichen Beschäftigung mit Russland.
Frey hat ein Kultur-Reisebuch über Intellektuelle, Künstler und Minister geschrieben, das eindrucksvoll zeigt, wie eng verzahnt Russland wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell mit Deutschland, Österreich und „unserem europäischen Haus“ ist – jenseits aller politischer Konstellationen.
Auf die Frage eines Gastes, was wir denn von Russland lernen könnten, war seine klare Antwort: „Die Bedeutung von Werten und die Akzeptanz, dass Russen andere Werte haben, wie Familie und Tradition und Sehnsucht nach Kultur.“ Die Unterschiedlichkeit zeige sich z.B. darin, dass Ballett die populärste Sportart sei.
Die Buchveröffentlichung zeitgleich mit der Fußball-WM 2018 in Russland passt. Denn Frey wird zur Schluss-Gala zur WM in Moskau mit von der Partie als Regisseur sein, bei einer geschlossenen Veranstaltung der FIFA und des russischen Präsidenten, die am 14. Juli mit internationalen Stars wie Anna Netrebko, Yussef Eyvazov, Plácido Domingo und weiteren im Bolschoi-Theater stattfinden und weltweit im Fernsehen übertragen wird.
Es passt aber auch deshalb, weil das internationale Kulturgut Fußball mit seinen zigtausend Fans zu vielen Mut machenden Begegnungen in Moskau und anderen Austragungsstätten geführt hat, die Vorurteile abbauen lassen.
Die Autorin meint:
Prof. Hans-Joachim Frey, der Hannoveraner Kulturmanager mit internationaler Reputation, hat mit der Lesung aus seinem Buch „Russland lieben lernen“ den Clubmitgliedern profund und kurzweilig gezeigt, welche Wirkungskraft Menschen haben können, die bereit sind, ihre Vorurteile infrage zu stellen. Wie feinsinnig politisch der Kulturmanager Frey agiert, zeigt sich auch in der Auswahl eines Zitates in seinem Buch vom Aufklärer und Benimmratgeber Adolph Knigge. „Die Wahrheit liegt immer in der Mitte und eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede, weil man immer beide anhören muss.“
Hans-Joachim Frey ist ein deutscher Kulturmanager, der in Österreich, Deutschland und Russland tätig ist. Er war u.a. Operndirektor an der Semperoper in Dresden. Seit Anfang 2018 ist er Leiter des neuen Kultur- und Festivalzentrums „Sirius“ im russischen Sotschi. Er beschreibt sein Leben auch als eine Kette glücklicher Zufälle – und einer davon, die Begegnung mit Heino Wiese, hat dem Presse Club Hannover einen wunderbaren Abend beschert. Der Vorsitzende Jürgen Köster hat ihn und seine Frau zur diesjährigen Preisverleihung des LeibnizRingHannover eingeladen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Das Buch
Hans-Joachim Frey: Russland lieben lernen, Husum-Verlagsgesellschaft 2018, ISBN: 978-3-89876-910-5
Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Karin Lahmann