in medias res: Radio

Podium

Das Radio hat seinen Platz in unserer Social-Media-geprägten Alltagswelt und wird seine Rolle als „emotionaler Tagesbegleiter“ (Michael Plöger, NDR) auch behalten. Denn seine „sinnliche Komponente“ (Plöger) wie auch die Atmosphäre in Radiosendern („Kein Social-Media-Kanal kann Lagerfeuerromantik bieten“, so Georg May von radio leinehertz 106.5) macht nach wie vor die Attraktivität des Mediums für viele Menschen aller Altersstufen aus. Ganz besonders gilt das für die lokale und regionale Position.

Dieses optimistische Fazit stand am Schluss einer kurzweiligen Diskussion über die Zukunft des Radios, zu der der Presse Club Hannover im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „in medias res“  in das Kastens Luisenhof eingeladen hatte. Rund 60 Medienschaffende aus Hannover verfolgten am 10. November 2015  das von Andreas Kuhnt, PCH-Mitglied und bekennender „Radiomensch“,  fachkundig moderierte Gespräch.

Ina Tenz,  Programmchefin von Radio FFN, warb für eine kreative Weiterentwicklung der „Kernkompetenz Radiomachen“ und einen offenen und selbstbewussten Umgang mit Social Media: „Wir nutzen die Kanäle für den direkten Kontakt zu unseren Hörern und werden auch künftig über alle technischen Distributionswege – ob UKW, DAB+ oder online  -  auffindbar sein“, sagte sie mit Blick auf die Diskussion über digitales Radio für Autos.

Tenz warb ebenso wie Lutz Kuckuck, Geschäftsführer der Radiozentrale GmbH, für ein gemeinsames Auftreten der öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunksender. Auch für Plöger, Leiter zentrale Programmaufgaben beim NDR, und May liegen künftige Herausforderungen weniger in der Programmgestaltung als in der Entwicklung der technischen Distributionswege: „Hier mitzuhalten gegenüber den großen Internet-Playern ist zeit- und personalintensiv“, sagte Plöger. Und May wünschte sich mit Blick auf die Landesmedienanstalt, dass „Bürgersender nicht von der Technikentwicklung abgekoppelt werden“.

Keine Frage: Die neuen digitalen Player wie der Streamingdienst Spotify, YouTube, Google, Amazon oder die App Periscope ändern nicht nur die Finanzierungsmöglichkeiten von Radiosendern. Sie beschleunigen Arbeitsabläufe in Redaktionen und geben Anlass, klassische Programmabläufe zu überdenken. Ein „offener und selbstbewusster Umgang“ (Tenz) mit ihnen biete aber viele Chancen, traditionelle Programmabläufe zu überprüfen. „Wir achten aber sehr genau darauf, alle Hörer mit ihren Bedürfnissen anzusprechen.“ Denn es gebe nicht nur die Hörer, die ständig aktiv mit ihren Sendern via Internet in Kontakt seien, sondern auch diejenigen, die das Programm einfach genießen wollten.

Wach bleiben und die neuen Entwicklungen engagiert mitgestalten, für diese Haltung warb auch Plöger: „Heute kommen viele Musikstreaming-Anbieter und wollen unsere Inhalte, weil sie merken, dass Musik allein nicht trägt“, beschrieb er eine der vielen Facetten der aktuellen Radio- und online-Medien-Welt. Schwierig könne es für etablierte Radiosender allerdings werden, wenn Musikverlage und Liedermacher ihre Songs zunächst online laufen lassen. Auch Tenz sieht hier einen neuen Trend, „dem wir mit Kreativität begegnen“.

Bericht und Fotos: Katharina Kümpel