Dass ein ernstes Thema durchaus für Lacher sorgen kann, bewies der Abend des 11. Oktober 2016 im Presse Club eindrucksvoll. Das Thema: Palliativmedizin in Niedersachsen und in der Region Hannover. Die Referenten: Professor Dr. Wolfhard Winkelmüller und Christel Suppa vom DIAKOVERE Friederikenstift.
Winkelmüller, Neurochirurg im Ruhestand und Palliativ-Mediziner der ersten Stunde, und Suppa, Koordinatorin unzähliger Weiterbildungen für Haus- und Fachärzte, gaben einen guten Überblick über die Entwicklung dieses Feldes der Medizin.
Sympathisch und hoch kompetent zeigten beide auf, wie die Medizin Menschen mit unheilbaren Krankheiten in der letzten Phase des Lebens begleiten kann, Symptome lindern, psychologisch begleiten und vieles andere mehr. Dabei war ihnen wichtig, zwischen Palliativmedizin und Hospiz zu unterscheiden. Denn die Palliativmedizin hat immer das Bestreben, den Menschen in seinem persönlichen und häuslichen Umfeld zu begleiten – und das kann z.B. auch bedeuten, dass der Patient palliativ begleitet sogar weiter beruflich tätig ist.
Geschickt und dabei angenehm zurückhaltend agierte Moderator und Club-Mitglied Thomas Schäffer, Geschäftsführer der Film-Fördergesellschaft nordmedia. Denn schnell entwickelte sich aus dem Vortrag der beiden Referenten ein lebhaftes und intensives, oft sehr persönliches Gespräch mit den anwesenden Gästen.
Die Referenten zeigten auf, dass der palliativmedizinische Ansatz stets auf zwei Akteuren aufbaut – dem Haus- oder Facharzt auf der einen und dem Palliativ-Team auf der anderen Seite. Dabei setzt sich das Palliativ-Team aus mehreren Professionen zusammen, so dass sowohl der pflegerische als auch der psychische Aspekt sichergestellt ist.
Zurück geht dieser Ansatz auf die britische Dame Cicely Saunders, die 1967 das Christopher‘s Hospiz in London gegründet hat. In Deutschland nahm das Thema erst 1986 mit einem ersten stationären Hospiz in Aachen seinen Anfang. Acht Jahre später wurde die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin gegründet und erst 1999 der erste Lehrstuhl eingerichtet.
Ein erster Ansatz 2001 in Hannover, maßgeblich initiiert vom charmant professionell eingespielten Referenten-Team, scheiterte zunächst. Und erst dank intensiver Öffentlichkeitsarbeit stand 2003 die Finanzierung für einen ersten ambulanten Palliativdienst in Hannover und bald danach auch in der Region. Inzwischen ist die Versorgung in Hannover mit 8 Betten im Friederikenstift, 8 im Siloah, 8 in der MHH, 3-4 Betten im Agnes Karll Krankenhaus sowie zwei ambulanten Palliativ-Diensten gut.
Anspruch hat heute – nach einem entsprechenden Beschluss des Bundestages vom 5. November 2015 – jeder Patient auf Palliativ-Versorgung. Lange Wartezeiten, wie sie bei der fachärztlichen Versorgung an der Tagesordnung sind, gibt es nicht. Betroffene sind gut beraten, wenn sie sich an eine der Service-Hotlines wenden, sagte Suppa. Sie kennen die richtigen Ansprechpartner und vermitteln an die richtigen Stellen. Die Hotline der Region Hannover zu diesem Thema ist unter der Rufnummer 0511 260 36 36 zu erreichen, die der DIAKOVERE Pflegedienste unter der Nummer 0511 166 01 - 60. Die Rufnummern stehen Angehörigen, Betroffenen und den in diesem Bereich tätigen Berufsgruppen zur Verfügung.
Trotz des ernsten Themas herrschte im Presse Club eine muntere, mit Lachen durchsetzte Stimmung im Frage-Antwort-Spiel des Abends. Lange noch nach der detailliert und kurzweilig in großer Runde vorgestellten palliativen Versorgungssituation in Hannover und Umgebung unterhielt man sich in vielen Einzelgesprächen angeregt weiter. Einhellige Meinung: Gut, dass diesem durchaus mit gewissen Tabus belegten Thema ein Clubabend gewidmet wurde.
Bericht: Torsten Hamacher
Fotos: Karin Lahmann