Sparkasse Hannover kämpft mit dem Zinsniveau

Referent

Er hat seinen beruflichen Werdegang nach Studium und Promotion in Hannover absolviert und ist über die NORD/LB zur Sparkasse gekommen, deren Vorstandsvorsitzender er seit Dezember 2014 ist: Dr. Heinrich Jagau (58), am 31. März 2015 zu Gast im Presse Club.

Als Niedersachsens größte Sparkasse zählt die Sparkasse Hannover mit derzeit rund 2.300 Mitarbeitern zu den zehn größten Sparkassen Deutschlands. Die Bilanzsumme beträgt 13,6 Mrd. Euro, der Bilanzgewinn 25 Mio. Euro.

Dr. Jagau holte weit aus: Warum braucht Deutschland Sparkassen (und fairerweise) auch Volksbanken? Weil sie einen Versorgungsauftrag hätten und gleichzeitig zur Stabilität des Finanzwesens beitrügen. Jedermann habe leichten Zugang zu einem Konto, die Zahl der privaten Girokonten liege bei 431.000. „Aus wirtschaftlicher Sicht eigentlich zu viel, aber wir investieren in das Vertrauen unserer Kunden“. Die Sparkassen hätten vor allem eine herausragende Bedeutung für die mittelständische Industrie. Und „wenn es der Region gut geht, geht es auch den Sparkassen gut.“

Bisher habe man ganz einträglich von dem Geschäftsmodell gelebt, Einlagen einzusammeln und Kredite auszugeben. Dazu habe es 114 Standorte gegeben, deren Zahl jetzt auf 108 zurückgehe.

Bis in die 90er Jahre seien die Sparkassenzentrale und ihre Außenstandorte Drehscheiben des Kundenkontaktes gewesen. Das habe sich mit der Einführung der Direktbanken mit extrem günstigen Kostenstrukturen geändert. Also habe auch die Sparkasse seit Ende der 90er Jahre auf das Online-Banking gesetzt und die Beratung auf diesem Sektor verstärkt.  Mittlerweile nutzten 63 % der Privatkunden und 78 % der gewerblichen Kunden das Onlinebanking. Heute seien 100 Mitarbeiter im Telefon- und Banking-Beratungscenter tätig. Bei rund 3.500 Anrufen am Tag könnten 70 Prozent der vorgetragenen Probleme am Telefon falllösend abgeschlossen werden. 40.500 Kunden nutzten heute über das Onlinebanking hinaus das Telefonbanking.

Für neue Kunden steht nicht mehr der persönliche Kontakt im Mittelpunkt, sondern die weltweite Erreichbarkeit. 82 % der Deutschen seien heute online unterwegs, 78 % in sozialen Netzwerken. Deshalb müsse sich die Sparkasse auch hier aufstellen, damit der Kontakt zwischen Sparkasse und Kunden nicht verloren gehe. Der einmalige Vorteil der Sparkassen zeige sich in der Kombination zwischen Online-Service und persönlicher Beratung.

Da bei der heutigen Zinssituation kein Gewinn mehr aus nicht verzinsten Girokonteneinlagen und zinsbringenden Krediten zu erzielen sei, müsse auf der Kostenseite gespart werden. Das Filialnetz müsse ausgedünnt werden. Nach der Fusion mit der Kreissparkasse im Jahr 2004 seien bereits 25 Zweigstellen geschlossen worden. Künftig würden 15 Standorte nur noch zwei Tage in der Woche geöffnet sein, 50 – 70 Standorte würden weiterhin Full-Service bieten,  die anderen nur noch Beratung. Dass dabei auf die soziale Funktion der Filialen im Sinne eines „Dorfbrunnens“ verzichtet werden müsse, sei unvermeidbar.

Dr. Jagau schloss optimistisch: „Im Ergebnis sind wir noch gut aufgestellt. Bis 2019 haben wir hart zu kämpfen. Danach erwarten wir wieder ein höheres Zinsniveau.“  

Bericht: Ulrich Eggert