„Mein Leben ist die Operation“

General Warnecke bei seinem Vortrag

„Die regelbasierte Weltordnung wankt. Die Bundeswehr muss eine neue Balance finden, um die Herausforderungen von Auslandseinsätzen, Landes- und Bündnisverteidigung und Cyberkrieg zu bewältigen.“ Diese Kernbotschaft vermittelte Dieter Ernst Warnecke, Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr und Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im Bundesministerium der Verteidigung beim Clubabend am 18. September 2018.

Profund und engagiert vermittelte der 62-Jährige, der in Sehnde geboren und 1979 als Wehrpflichtiger beim Feldartilleriebataillon 11 in Hannover in die Bundeswehr eingetreten ist, aktuelle Bedrohungssituationen aus Sicht von Bundesregierung, EU und Nato. Als besondere Wertschätzung dem Presse Club Hannover gegenüber darf seine Bereitschaft gewertet werden, viele Details „unter Drei“ zu schildern, so dass die Mitglieder authentisches Hintergrundwissen erhielten.

Bis 1989 galt weltweit die sogenannte symmetrische Bedrohung zwischen der NATO und Russland. Es folgte bis 2014 eine Phase der asymmetrischen Bedrohung, in der der Kampf gegen den Terrorismus im Mittelpunkt stand. Seitdem fühlen sich Russland und die NATO wieder voneinander bedroht. Zudem sind mit China und Nordkorea neue Player auf der Weltbühne aufgetaucht.

All dies führt – ebenso wie die Situation in der Türkei – innerhalb der EU wie auch der Nato zur Neuausrichtung der militärischen Konzepte. In Deutschland zeigt sich dies u.a. in dem eingeleiteten umfangreichen Modernisierungsprozess der Bundeswehr. Mit einer neuen Personalstrategie, einer stärkeren Professionalisierung und mehr Familienfreundlichkeit will sie als Arbeitgeber punkten und zugleich den vielfältigen Aufgaben des 21. Jahrhunderts gerecht werden (siehe hierzu das Weißbuch 2016 der Bundeswehr).

Warnecke schilderte die aktuell 17 Einsätze im Rahmen der neuen Ertüchtigungsinitiative, die die Bundeswehr seit 2016 umsetzt. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe. Dahinter steckt die Überzeugung, dass lokale Akteure Konflikte vor Ort besser lösen können als Staaten oder Bündnisse, die von außen einwirken. Die meisten Projekte laufen in den fünf Schwerpunktländern der Initiative: Irak, Jordanien, Tunesien, Mali und Nigeria. Die Förderung und Unterstützung dieser Länder ist verbunden mit dem Ziel, dass die Stabilität in die Region wirkt beziehungsweise dass sich die Instabilität der Nachbarn dieser Länder nicht auf die Schwerpunktländer auswirkt.

Die Autorin, die bislang keine Berührungspunkte zur Bundeswehr hatte, hat viel mitgenommen – leider auch, dass viele Medienberichte die Wirklichkeit in den 26 Einsatzgebieten mit deutscher Beteiligung nicht vollständig abbilden. Das ist, etwa mit Blick auf die Ergebnisse der aktuellen bundesweiten Studie „Die Ängste der Deutschen“ des R+V-Infocenters, die Anfang September 2018 veröffentlicht wurde, sehr bedauerlich.

Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher

 

Studie „Die Ängste der Deutschen“

Die Deutschen machen sich aktuell vor allem in politischer Hinsicht Sorgen. Das zeigt die aktuelle Ängste-Studie 2018 der R+V Versicherung. Seit 27 Jahren wird die repräsentative Umfrage durchgeführt – in den vergangenen Jahren war der Terrorismus die größte Angst der Deutschen, davor waren es lange die Kosten für die Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise. In diesem Jahr ist es die gefährlichere Welt durch die Politik des US-Präsidenten Donald Trump.

„Die Ängste der Deutschen“ ist die bundesweit einzige Umfrage, die sich über einen Zeitraum von über 25 Jahren alljährlich mit den Sorgen der Bevölkerung befasst. Bereits seit 1992 befragt das R+V-Infocenter jährlich rund 2.400 Frauen und Männer im Alter ab 14 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen, persönlichen und ökologischen Sorgen. Die repräsentative Umfrage startet immer im Sommer – dieses Mal lief sie vom 8. Juni bis zum 18. Juli 2018 mit insgesamt 21 Fragen.