Wie die Deutsche Bahn ihr Netz saniert

Lars Lücking stellte die geplante Generalsanierung in Niedersachsen vor

Trassenkilometer, Mischverkehrsstrecke, Streckennummern, Generalsanierung. Es gab beim Presseclub-Abend am 11. März 2025 bei der Deutschen Bahn ein paar Begriffe, die neu und erklärungsbedürftig waren. Aber der Anteil der Fachsprache blieb überschaubar, und alles wurde erläutert und erklärt, sodass am Ende die rund 30 Mitglieder und Gäste des Clubs mit dem guten Gefühl nach Hause gingen, dass eine wirklich große Baumaßnahme in den allerbesten Händen ist.

Bauingenieur Lars Lücking ist seit zwei Jahren Abteilungsleiter für die Generalsanierung der Bahn in Niedersachsen. Das bedeutet: Er hat nicht nur die Verantwortung für die überaus wichtige, 163 Kilometer lange Strecke Hannover-Hamburg, sondern auch für eine Reihe weiterer Strecken. 

Die Strecke Hamburg-Hannover ist rund 100 Jahre alt, 200 Züge fahren hier pro Tag. Für den innerdeutschen Personenverkehr und den internationalen Güterverkehr ist sie von hoher Bedeutung, denn jeder vierte Güterwagen in Deutschland fährt auf dieser Strecke. Die Auslastung ihrer extrem überalterten Infrastruktur liegt bei 147 %. Das hat Qualitätsprobleme zur Folge. Die Pünktlichkeit lag im vergangenen Jahr bei 56 %, jede Störung auf der Strecke verschlechtert das Ergebnis gravierend. Allerhöchste Zeit also, dass etwas passiert.

Die Strecke ist Teil des rund 9.200 Kilometer umfassenden Hochleistungsnetzes der Deutschen Bahn, von dem in den nächsten Jahren etwa 4.000 Streckenkilometer generalsaniert werden müssen. Die Infrastruktur soll zuverlässiger und leistungsfähiger, das Kundenerlebnis durch attraktive, saubere und barrierefreie Bahnhöfe verbessert und zukünftige Einschränkungen des Bahnverkehrs reduziert und besser planbar werden. So die Idee!

Dass das nicht einfach wird, machte Lücking deutlich. Allein die Abstimmung der vielen Beteiligten ist eine große Herausforderung. Aber der erfahrene Bauingenieur ist zuversichtlich, dass das Mammutprojekt gelingt. Der eigentlichen Generalsanierung, die für das Jahr 2029 geplant ist und eine fünfmonatige Sperrung der gesamten Strecke vorsieht, geht eine sogenannte Qualitätsoffensive voraus. Sie wird vom 1. Mai 2026 bis zum 10. Juli 2026 dauern. In diesem Zeitraum werden neue Stellwerke entlang der Achse Lüneburg-Uelzen gebaut, vier Bahnhöfe und 15 konstruktive Ingenieurbauwerke saniert und rund 100 Kilometer Gleise und 70 Weichen erneuert. Mit Streckensperrungen ist zu rechnen. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet.

Die gute Botschaft kommt zum Schluss: Während der Qualitätsoffensive und der Generalsanierung muss mit Unannehmlichkeiten für die Reisenden und den Güterverkehr gerechnet werden. Aber nach Abschluss der Arbeiten, so prognostiziert Lücking, wird die Strecke mindestens acht Jahre lang baustellenfrei sein.

Mehr Informationen 
finden Sie in dieser Präsentation und im BauInfoPortal der Deutschen Bahn, das laufend aktualisiert wird.

Text und Fotos: Dr. Sabine Wilp