Kriminalität in Deutschland - gefühlt und real

Referent

Zum wiederholten Male sprach der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) Prof. Christian Pfeiffer am 23. Februar 2016 vor Mitgliedern des Presse Club Hannover, diesmal zum Thema „Kriminalität in Deutschland“.

Zu Beginn seiner Ausführungen stellte er die Arbeit des KFN vor, das regelmäßige Befragungen in der Bevölkerung zur Kriminalität durchführe. Die dabei gewonnenen Daten bezeichnete er als eine „Fieberkurve“.  Das Institut befragt Bürger nach ihren Einschätzungen über Verbrechen in Deutschland und ermittelt so die gefühlte Kriminalität.

Dabei käme es in 90 % der Fälle zu Fehleinschätzungen, die gefühlte Kriminalität sei deutlich höher als die reale. Die „Fieberkurve“ sei deutlich rückläufig, Deutschland sei im Jahr 2014 sehr sicher gewesen. Dies liege unter anderem daran, dass bis dahin eine vorbildliche Integrationsarbeit geleistet worden sei.

Professor Pfeiffer versuchte dann einen Ausblick auf die folgenden Jahre. Mit der Zuwanderung von knapp 1.000.000 Menschen sei eine neue Situation entstanden. Da Flüchtlinge sich im Jahr ihrer Ankunft noch unauffällig verhielten und erst im zweiten und dritten Jahr, wenn sich ihre Erwartungen Wünsche nicht erfüllen, in Schwarzarbeit oder Kriminalität abdriften können, würde sich erst in den Jahren 2016 und 2017 zeigen, was Deutschland an Integration geleistet habe.

Dabei bemängelte er, dass die Politik unter den Flüchtlingen eine „Zweiklassen-Gesellschaft“ geschaffen habe, die für die Entwicklung der Kriminalität hochgefährlich sei. Während syrische Flüchtlinge ohne weiteres willkommen geheißen würden, würden von sogenannten „Wirtschaftsflüchtlingen“, die u.a. aus Nordafrika, Afghanistan und dem Irak kämen, erwartet, dass sie in ihre Heimatländer zurückkehrten. Das sei aber eine Illusion, sie würden in Deutschland bleiben. Diese ca. 350.000 jungen Männer ohne Perspektive würden ein massives Kriminalitäts-Risiko darstellen, und das sei teuer für den Staat. Dennoch könne auch ihre Integration unter bestimmten Voraussetzungen gelingen.

    Als erste Maßnahme müsse die Zuwanderung deutlich reduziert werden. Dann müssten die Überschüsse des Bundeshaushaltes möglichst schnell in Maßnahmen zur Eingliederung investiert werden. Er forderte die Förderung des Spracherwerbs, eine Kultur-App, um den Migranten auf diese Weise unter anderem die Werte der westlichen Kultur zu vermitteln. Die hier schon länger lebenden Muslime müssten als „Integrations-Botschafter“ eingesetzt werden. Gefährlich sei, dass die Flüchtlinge zur Passivität verurteilt seien und viel Zeit mit Warten verbrächten. Hier seien Helfer gefragt, die sie zu sportlichen oder ähnlichen Aktivitäten mitnähmen.

    Professor Pfeiffer bemängelte die geringe Aufklärungsquote bei den vielen Brandanschlägen auf Asylbewerber-Unterkünfte. Für die Täter müsse die Gefahr der Strafverfolgung erhöht werden. Dazu sei es nötig, die Unterkünfte stärker zu sichern, zu beleuchten und mit Kameras zu versehen.

    Bericht: Karsten Pilz
    Fotos: Katharina Kümpel

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