Eine neue Vision für Arbeit und Schaffen

Im Gespräch

Los Angeles, Berlin, Hannover: Regionale Verbundenheit und internationale Bezüge – das zeichnet die sieben Gesellschafter des Edelstalls und der Werke aus. Die Wortmarke Hafven für ihr neues Projekt, in der Nordstadt einer der größten Coworking- und Maker Spaces Deutschlands in einem selbstfinanzierten 5-Millionen-Euro-Gebäude zu etablieren, folgt diesem Selbstverständnis: Wissen zu teilen und daraus gemeinsam Neues zu machen, ist das erklärte Ziel, für das der Hafven als neue Heimat von Kreativen, Start-ups, Coworkern und Makern in Hannover steht.

Beim Ortstermin des Presse Club Hannover im Edelstall  am Schwarzen Bären warb der Geschäftsführer von Edelstall und selbständige Kommunikationsdesigner Hannes Buchholz überzeugend für die neue Arbeitsform des Coworking, die längst auch von Unternehmen wie TUI, VW, Talanx oder Madsack angefragt und genutzt wird: Coworking ist viel mehr als Strom, Internet und lässige Möblierung. Erst durch den intensiven und täglich gelebten Austausch zwischen den selbständigen Coworkern entsteht das, was viele die Zukunft der Arbeit nennen. Im Edelstall profitieren Start-ups und Studenten von erfahrenen Unternehmern, hier tauschen sich Designer mit Personal Coaches aus, und Programmierer entwickeln mit Verlegern neue Geschäftsideen. 

„Wir bieten unseren Mitgliedern einen vernetzten Rahmen, in dem sie maximale Freiheit und vielfältige Inspiration finden können. Einmal dem Homeoffice entkommen, entdecken unsere Coworker wie befreiend es sein kann, die Barrieren des klassischen Arbeitens zu durchbrechen. Sie werden im Edelstall Teil einer neuen professionellen Kultur jenseits von Avantgarde und Lebenskünstlern, die unabhängig und hungrig nach Neuem ist“, sagt Buchholz.

Ab dem Flex-Monatsbetrag von 10 Euro können Kreative Mitglied bei Edelstall werden und Arbeitsplätze nutzen. Das Equipment ist modern und reduziert auf das Notwendige: ein Tisch, Internetanschluss, ein Mac/PC und Kaffee. Die „Goldenen Regeln“ legen den Umgang untereinander fest, der „noch basisdemokratisch läuft und darauf setzt, dass wir gegenseitig Rücksicht aufeinander nehmen und die Regeln einhalten.“ Wer z.B. Kaltgetränke aus dem Kühlschrank nimmt, sollte einen Euro in die Dose werfen – kontrolliert wird das nicht.

Aber es funktioniert – und so gut, dass Unternehmen die Arbeitsräume für Meetings ihrer Kreativen buchen, damit diese „in der besonderen Arbeitsumgebung mit Menschen unterschiedlichster Talente zusammen sind und sich inspirieren lassen“, berichtet Buchholz. Rund 170  Mitglieder hat Edelstall aktuell.

Studenten
Das Gründerteam eint ihr Studium in Hannover: Gemeinsam suchten sie einen Freiraum, um sich nach dem Studium selbständig zu machen. Gemeinsam haben sie einen Raum gesucht und dabei ihre Form des Arbeitens und Schaffens entwickelt. Kreativität ist das gemeinsame Band, ihre Talente und Neigungen unterscheiden sich aber. Deshalb gibt es inzwischen zwei GmbHs: Edelstall und Die Werke – für die handwerklich Interessierten. Seit fünf Jahren sind sie aktiv als Gemeinschaft und jeder als Freiberufler in seinen beruflichen Bezügen.

Coworking
Coworking, das ist Work-Life-Balance für Selbständige in der Startphase, Community, Wissenstransfer & Interaktion sowie Netzwerken. Die Flexibilität – die freien Arbeitsplätze werden nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt …“ besetzt – unterscheidet diesen Ansatz von Bürogemeinschaften. Die bessere Ausnutzung von Büroflächen ist aus Sicht vieler Unternehmen ein starkes Argument für diese neue Arbeitsform, weil Flächen belegt werden und nicht verwaisen, wenn der Bürostuhl-Besitzer im Urlaub ist. Der Unterschied zwischen Coworking und Bürogemeinschaften: „Leute werden eine Gemeinschaft, Firmen teilen sich Büroräume“, sagt Buchholz.

Hannover
Edelstall ist nicht die einzige alternative GmbH von Kreativen in Hannover. Da gibt es das Gründerinnenzentrum Eleonorenstraße, das „K14“ in der Konkordiastraße 14B – Coworking in Hannover-Linden, den open work space „Modul 57“ in der Gerberstraße oder auch GraCe, das Grafische Centrum Empelde. Was Edelstall von diesen unterscheidet und für Unternehmen interessant macht, sind die Erfahrungen und die 170 Mitglieder aus den unterschiedlichsten kreativen Berufsfeldern. Die „EDELSTALL Coworking Space Hannover“ fungiert dabei als Dach für seine Mitglieder, die selbständig ihren Jobs nachgehen. Einnahmen generiert Edelstall u.a. durch Mitgliedsbeiträge und Aufträge für in Hannover ansässige Unternehmen.

Hafven
Im neuen Projekt Hafven werden beide Ideen – Coworking und (handwerkliches) Machen - zusammengeführt. Der neue Coworking- und Maker-Space „Hafven“ wird auf mehr als 2.000 Quadratmetern neben Büroarbeitsplätzen, einem repräsentativen Besprechungsraum, einem FabLab und diversen Werkstätten auch über ein eigenes Café mit angeschlossener Gastronomie verfügen. Damit Ideen einfach umgesetzt werden können, wird zudem ein eigenes Inkubator-Programm für Start-ups Teil des Angebots sein. Hafven wird, wie schon seine Vorgängerprojekte, eine unabhängige privat finanzierte Unternehmung sein. Buchholz und seine Partner haben sich bei der Konzeption von vergleichbaren Projekten in Berlin, Den Haag und Los Angeles inspirieren lassen.

Diese Philosophie wurde in der in Bild- und Wortmarke treffend visualisiert. Gestapelte Bauklötze ergeben den Buchstaben H und gleichzeitig zwei Menschen, die „Hand in Hand“ die Gemeinschaft und den Austausch darstellen. Die neue Bildmarke sendet außerdem ein Lächeln aus, das für Willkommenskultur und Offenheit steht. Die Wortmarke zeichnet sich durch die Ligatur fv aus, die eine Kombination aus dem deutschen Hafen und dem englischen Haven ist. Die originelle und neue Verbindung steht für regionale Verbundenheit, aber auch internationalen Bezug und kulturellen Austausch.

Da bereits die Architektur des neuen Hauses durch eine geometrische Formsprache gekennzeichnet ist, wurde die Schrift Europa verändert und an diese angepasst. Symbolisch reichen sich im Hafven aber nicht nur der Edelstall und die Werke die Hand, sondern auch die vier Bereiche „Coworking, Werkstatt, Café und Event“, die als farbige Bausteine dargestellt und durch eine Brücke verbunden werden. In der Schwarz-weiß-Version hingegen werden Muster eingesetzt, um einen Rasterungseffekt zu umgehen und die Bereiche zu unterscheiden.

Bericht und Fotos: Katharina Kümpel